veröffentlicht im Bundesgesetzblatt 2020 Teil II Nr. 43

ausgegeben zu Bonn am 16. November 1990

 

 

Bekanntmachung

über das Inkrafttreten des Europäischen Übereinkommens

über Staatenimmunität

 

Vom 24. Oktober 1990

 

Nach Artikel 4 Abs. 2 des Gesetzes vom 22. Januar 1990 zum Europäischen Übereinkommen vom 16. Mai 1972 über Staatenimmunität (BGBI. 1990 II S. 34) wird bekanntgemacht, daß das Übereinkommen nach seinem Artikel 36 Abs. 3 für die

Bundesrepublik Deutschland

am 16. August 1990

in Kraft getreten ist; die Ratifikationsurkunde ist am 15. Mai 1990 bei der Generalsekretärin des Europarats hinterlegt worden.

 

Die Bundesrepublik Deutschland hat bei Hinterlegung der Ratifikationsurkunde die folgenden Erklärungen abgegeben:

 

„a) zu Artikel 21 Abs. 4 des Übereinkommens

 

Zur Feststellung, ob die Bundesrepublik Deutschland oder ein Bundesland die Entscheidung eines Gerichts eines anderen Vertragsstaats entsprechend Artikel 20 oder Artikel 25 oder einen Vergleich gemäß Artikel 22 des Übereinkommens zu erfüllen hat, ist das Landgericht, in dessen Bezirk die Bundesregierung ihren Sitz hat, zuständig.

 

b) Zu Artikel 24 des Übereinkommens

 

Die Bundesrepublik Deutschland erklärt gemäß Artikel 24 Abs. 1 des Übereinkommens, daß ihre Gerichte über die Fälle der Artikel 1 bis 13 hinaus in Verfahren gegen einen anderen Vertragsstaat in demselben Ausmaß wie in Verfahren gegen Nichtvertragsstaaten entscheiden können. Diese Erklärung läßt die Immunität von der Gerichtsbarkeit unberührt, die fremde Staaten hinsichtlich der in Ausübung der Hoheitsgewalt vorgenommenen Handlungen (acta iure imperii) genießen.

 

c) Zu Artikel 28 Abs. 2 des Übereinkommens

 

Die Bundesrepublik Deutschland erklärt gemäß Artikel 28 Abs. 2 des Übereinkommens, daß sich die Länder Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Bremen, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Schleswig-Holstein auf die für die Vertragsparteien geltenden Vorschriften des Übereinkommens berufen können und die gleichen Pflichten haben wie diese.“

 

Das Übereinkommen ist fermer für folgende Staaten in Kraft getreten:

Belgien
nach Maßgabe der folgenden, bei Hinterlegung der Ratifikationsurkundeabgegebenen Erklärungen:

am 11. Juni 1976

 

(Übersetzung)

«Conformément à l'article 21, le Gouvernement belge designe le «Tribunal de première instance» pour statuer sur le point de savoir si l'Etat belge doit donner effet au jugement étranger.

 

Se référant à l'article 24, le Gouvernement belge déclare qu'en dehors des cas relevant des articles 1 à 13, ses tribunaux pourront connaitre de procédures engagées contre un autre Etat contractant dans la mesure où ils peuvent en connaitre contre les Etats qui ne sont pas parties à cette Convention. Celle déclaration ne porte pas atteinte à l'immunité de juridiction dont jouissent les Etats étrangers pour les actes accomplis dans l'exercice de la puissance publique (acta jure imperii).»

„Nach Artikel 21 bezeichnet die belgische Regierung das „Tribunal de première instance" (Gericht erster Instanz) als zuständig für die Feststellung, ob der belgische Staat die ausländische Entscheidung zu erfüllen hat.

 

Unter Bezugnahme auf Artikel 24 erklärt die belgische Regierung, daß ihre Gerichte über die Fälle der Artikel 1 bis 13 hinaus in Verfahren gegen einen anderen Vertragsstaat in demselben Ausmaß wie in Verfahren gegen Nichtvertragsstaaten entscheiden können. Diese Erklärung läßt die Immunität von der Gerichtsbarkeit unberührt, die fremde Staaten hinsichtlich der in Ausübung der Hoheitsgewalt vorgenommenen

Luxemburg
nach Maßgabe der folgenden, bei Hinterlegung der Ratifikationsurkunde abgegebenen Erklärungen:

am 12. März 1987

 

(Übersetzung)

«1. La juridiction compétente, aux termes de l'article 21 de la Convention, pour statuer sur le point de savoir si effet doit être donne à un jugement rendu conformément à l'article 20, est la Cour d'appel de Luxembourg, jugeant selon la procédure des appels civils, comme en matière sommaire et urgente. Sa décision est susceptible d'un pourvoi en cassation selon les règles ordinaires en matière civile.

 

2. Confinement à l'article 24 de la Convention, les tribunaux luxembourgeois peuvent connaitre, en dehors des cas relevant des articles 1 a 13 de 1a Convention, de procédures engagées contre un autre Etat contractant dans la mesure où ils peuvent en connaitre contre des Etats qui ne sont pas Parties à la Convention.»

„1. Das nach Artikel 21 des Übereinkommens für die Feststellung darüber, ob eine Entscheidung nach Artikel 20 erfüllt werden muß, zuständige Gericht ist der „Cour d'appel de Luxembourg“ (Berufungsgerichtshof Luxemburg), der nach dem Verfahren für zivilrechtliche Berufungen wie in Bagatell- und Eilsachen entscheidet. Gegen seine Entscheidung ist die Revision nach den gewöhnlichen Vorschriften für Zivilsachen zulässig.

 

2. Nach Artikel 24 des Übereinkommens können die luxemburgischen Gerichte über die Fälle der Artikel 1 bis 13 des Übereinkommens hinaus in Verfahren gegen einen anderen Vertragsstaat in demselben Ausmaß wie in Verfahren gegen Nichtvertragsstaaten entscheiden.“

Niederlande

(für das Königreich in Europa)

nach Maßgabe der folgenden, bei Hinterlegung der Annahmeurkunde abgegebenen Erklärungen:

am 22. Mai 1985

 

(Übersetzung)

“I have the honour, with reference to Article 24, first paragraph, of the European Convention on State lmmunity, to declare, on behalf of the Kingdom of the Netherlands that in cases not falling within Articles 1 to 13, its courts shall be entitled to entertain proceedings against another Contracting State to the extent that its courts are entitled to entertain proceedings against States not Party to the present Convention.

 

The district-court ("Arrondissementsrechtbank") of The Hague has been designated as the competent court referred to in Article 21, first paragraph, of the Convention."

„Ich beehre mich, unter Bezugnahme auf Artikel 24 Absatz 1 des Europäischen Übereinkommens über Staatenimmunität im Namen des Königreichs der Niederlande zu erklären, daß seine Gerichte über die Fälle der Artikel 1 bis 13 hinaus in Verfahren gegen einen anderen Vertragsstaat in demselben Ausmaß wie in Verfahren gegen Nichtvertragsstaaten entscheiden können.

 

Das Bezirksgericht („Arrondissementsrechtbank") von Den Haag ist im Sinne des Artikels 21 Absatz 1 des Übereinkommens als zuständiges Gericht bezeichnet worden."

Österreich

nach Maßgabe

am 11. Juni 1976

a) der folgenden, bei Hinterlegung der Ratifikationsurkunde am 10. Juli 1974 abgegebenen Erklärung:

 

„Die Republik Österreich erklärt gemäß Artikel 28 Absatz 2 des Europäischen Übereinkommens über Staatenimmunität, daß sich die Länder Burgenland, Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Steiermark, Tirol, Vorarlberg und Wien auf die für die Vertragsstaaten geltenden Vorschriften des Europäischen Übereinkommens über Staatenimmunität berufen können und die gleichen Pflichten haben wie diese.“

 

b) der folgenden weiteren, am 11. Januar 1977 hinterlegten Erklärung vom 17. Dezember 1976:

 

„Die Republik Osterreich erklärt gemäß Artikel 21 Absatz 4 des Europäischen Übereinkommens über Staatenimmunität, daß sie zur Feststellung, ob die Republik Osterreich die Entscheidung eines Gerichtes eines anderen Mitgliedstaates im Sinn des Artikels 20 des vorgenannten Übereinkommens zu erfüllen hat, das Landesgericht für Zivilrechtssachen Wien als ausschließlich zuständig bezeichnet.“

Schweiz

nach Maßgabe der folgenden, bei Hinterlegung der Ratifikationsurkunde abgegebenen Erklärung:

am 7. Oktober 1982

 

(Übersetzung)

«J'ai l'honneur de déclarer, au nom du Conseil fédéral suisse et conformément à l'article 24 de ladite Convention, que les tribunaux suisses pourront connaitre, en dehors des cas relevant des articles 1 à 13 de la Convention, de procédures engagées contre un autre Etat contractant dans la mesure où ils peuvent en connaitre contre des Etats qui ne sont pas Parties à la Convention.»

„Ich beehre mich, im Namen des schweizerischen Bundesrats nach Artikel 24 des genannten Übereinkommens zu erklären, daß die schweizerischen Gerichte über die Fälle der Artikel 1 bis 13 des Übereinkommens hinaus in Verfahren gegen einen anderen Vertragsstaat in demselben Ausmaß wie in Verfahren gegen Nichtvertragsstaaten entscheiden können.“

Vereinigtes Königreich

nach Maßgabe

am 4. Oktober 1979

1. der bei Hinterlegung der Ratifikationsurkunde am 3. Juli 1979

 

a) erklärten Erstreckung des Übereinkommens auf folgende Hoheitsgebiete:

 

Britisches Antarktis-Territorium, Britische Jungferninseln, Kaimaninseln, Falklandinseln und Nebengebiete, Hongkong, Montserrat, Pitcairn, Henderson, Ducieinsel und Oenoinsel, St. Helena und Nebengebiete, Turks- und Caicosinseln, die britischer Staatshoheit unterstehenden Stützpunktgebiete Akrotiri und Dhekelia auf der Insel Zypern

 

b) abgegebenen folgenden Erklärung vom 2. Juli 1979:

 

(Übersetzung)

"1 a) In pursuance of the provisions of paragraph 1 of Article 24 thereof, the United Kingdom hereby declare that, in cases not falling within Article 1 to 13, their courts and the courts of any territory in respect of which they are a Party to the Convention shall be entitled to entertain proceedings against another Contracting State to the extent that these courts are entitled to entertain proceedings against States not Party to the present Convention. This declaration is without prejudice to the immunity from jurisdiction, which foreign States enjoy in respect of acts performed in the exercise of sovereign authority (acta jure imperii).

 

b) In pursuance of the provisions of paragraph 2 of Article 19, the United Kingdom hereby declare that their courts, and the courts of any territory in respect of which they are a Party to the Convention, shall not be bound by the provisions of paragraph 1 of that Article.

 

c) In pursuance of the provisions of paragraph 4 of Article 21, the United Kingdom hereby designate as competent courts:

 

in England and Wales - the High Court of Justice;

 

in Scotland - the Court of Session;

 

in Northern lreland - the Supreme Court of Judicature;

 

and any other territory in respect of which they are a Party to the Convention - the Supreme Court of the territory concerned.

 

The question whether effect is to be given to a judgment in accordance with paragraph 1 of Article 21 may however also be justiciable in other civil courts in the exercise of their normal jurisdiction.

 

2. …”

„1. a) Nach Artikel 24 Absatz 1 des Übereinkommens erklärt das Vereinigte Königreich hiermit, daß seine Gerichte und die Gerichte aller Hoheitsgebiete, für die es Vertragspartei des Übereinkommens ist, über die Fälle der Artikel 1 bis 13 hinaus in Verfahren gegen einen anderen Vertragsstaat in demselben Ausmaß wie in Verfahren gegen Nichtvertragsstaaten entscheiden können. Diese Erklärung läßt die Immunität von der Gerichtsbarkeit unberührt. die fremde Staaten hinsichtlich der in Ausübung der Hoheitsgewalt vorgenommenen Handlungen (acta iure imperii) genießen.

 

b) Nach Artikel 19 Absatz 2 erklärt das Vereinigte Königreich hiermit, daß seine Gerichte und die Gerichte aller Hoheitsgebiete, für die es Vertragspartei des Übereinkommens ist, an Absatz 1 nicht gebunden sind.

 

c) Nach Artikel 21 Absatz 4 bezeichnet das Vereinigte Königreich hiermit folgende Gerichte als zuständig:

 

in England und Wales den „High Court of Justice";

 

in Schottland den „Court of Session";

 

in Nordirland den „Supreme Court of Judicature";

 

und für jedes andere Hoheitsgebiet, für das es Vertragspartei des Übereinkommens ist, das Oberste Gericht des betreffenden Hoheitsgebiets.

 

Die Feststellung, ob eine Entscheidung nach Artikel 21 Absatz 1 erfüllt werden muß, kann jedoch auch von anderen Zivilgerichten in Ausübung ihrer üblichen Gerichtsbarkeit getroffen werden.

 

2. …“

2. der folgenden weiteren, am 27. November 1987 hinterlegten Erklärungen:

 

 

(Übersetzung)

"I have the honour to refer to the European Convention on State lmmunity, done at Basle on 16 May 1972, which the Government of the United Kingdom of Great Britain and Northern lreland ratified on 3 July 1979. In accordance with Article 38, paragraph 2, thereof, I hereby declare, on behalf of the Government of the United Kingdom, that the said Convention shall extend to Guernsey, Jersey and the Isle of Man.

 

I have the further honour to state that the notifications made to your predecessor in paragraph 1 (a) and (b) of Mr Cape's letter of 2 July 1979 in connection with the said Convention shall apply equally to Guernsey, Jersey and the lsle of Man as territories in respect of which the United Kingdom is a Party to the said Convention.

 

In addition, in pursuance of the provisions of paragraph 4 of Article 21 of the said Convention, the United Kingdom designate as competent courts:

 

ln Guernsey:

- in the Island of Guernsey: the Royal Court of Guernsey;

- in the lsland of Alderney: the Court of Alderney;

- in the lsland of Sark: the Court of the Seneschal;

 

ln Jersey:

- the Royal Court of Jersey;

 

ln the lsle of Man:

- the High Court of Justice of the lsle of Man.

 

Тhе question whether effect is to bе given to а judgment in accordance with paragraph 1 of Article 21 may however also bе justiciaЫe in other civil courts in the exercise of their norrnal jurisdiction.

 

… »

„Ich beehre mich, auf das am 16. Mai 1972 in Basel beschlossene Europäische Übereinkommen über Staatenimmunität Bezug zu nehmen, das die Regierung des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland am 3. Juli 1979 ratifiziert hat. Nach Artikel 38 Absatz 2 des Übereinkommens erkläre ich hiermit im Namen der Regierung des Vereinigten Königreichs, daß sich die Geltung dieses Übereinkommens auf Guernsey, Jersey und die Insel Man erstreckt.

 

Ich beehre mich ferner zu erklären, daß die an Ihren Vorgänger gerichteten Notifikationen in Absatz 1 Buchstaben a und b des Schreibens von Mr Cape vom 2. Juli 1979 im Zusammenhang mit diesem Übereinkommen auch für Guernsey, Jersey und die Insel Man als Hoheitsgebiete gelten, für die das Vereinigte Königreich Vertragspartei des Übereinkommens ist.

 

Außerdem bezeichnet das Vereinigte Königreich nach Artikel 21 Absatz 4 des Übereinkommens folgende Gerichte als zuständig:

 

in Guernsey:

- auf der Insel Guernsey den “Royal Court of Guernsey”;

- auf der Insel Alderney den “Court of Alderney”;

- auf der Insel Sark den “Court of the Seneschal”;

 

in Jersey:

- den “Royal Court of Jersey”;

 

auf der Insel Man:

- den High Court of Justice of the lsle of Man.

 

Die Feststellung, оb eine Entscheidung nach Artikel 21 Absatz 1 erfüllt werden muß, kann jedoch auch von anderen Zivilgerichten in Ausübung ihrer üblichen Gerichtsbarkeit getroffen werden.

 

…“

Zypern

am 11. Juni 1976

 

Berlin, den 24. Oktober 1990

 

Der Bundesminister des Auswärtigen

Im Auftrag

Dr. Eitel